Die Seminarkirche zum Mittler und Guten Hirten ist ein hoher, langer Saalraum, der den Blick von allen Seiten freigibt auf die mächtige Mensa des Hauptaltares, auf den dahinter, etwas erhöht stehenden Sakramentsaltar wie auf den in einer apsidenförmigen Ausbuchtung hängenden Christus König.
Der Altarbereich und das Langhaus bilden eine Einheit, die jedoch durch die Kommunionschranken und den stufenweise erhöhten Altarbereich gegliedert sind.
Dieser Abteilung liegt die vorkonziliare Weiheordnung des Klerus zugrunde. Aus dem königlich-priesterlichen Gottesvolk heraus erfolgt die Eingliederung in den Klerikerstand, die „Tonsur“, was die unterste Stufe bei den Kommunionschranken darstellt. Vier weitere Stufen, die sogenannten „Niederen Weihen“ (Ostiariat, Lektorat, Exorzistat und Akolythat) führen auf die Ebene, auf denen der Priester und seine Assistenz, die Ambonen und, bei Weihen, die Postration (das Hinwerfen des Weihekandidaten auf den Boden) ihren Platz finden. Drei weitere Stufen, die „Höheren Weihen“ (Subdiakonat, Diakonat und Priesterweihe) enden schließlich am Altar.
Rechts sind drei Seitenkapellen eingelassen, die jedoch den Blick auf den Hauptaltar ermöglichen. Sie sind der Muttergottes, den beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus wie dem hl. Nährvater Josef geweiht.
Das Innere wird wesentlich durch die Glasgemälde bestimmt, die aus der Hand des Feldkircher Künstlers Martin Häusle stammen. Die wuchtigen Gestalten und die feurigen, dunklen Farben lassen vor den Augen des Beters Szenen aus dem Alten und Neuen Testament erscheinen, Bilder, die in wechselseitiger Beziehung zueinander, das Heilswirken Gottes vor Augen stellen.
Heilsgeschichte in Glas
Der Tiroler Bildhauer Josef Staud aus Mils bei Hall schuf die beiden Hochreliefs „Petrus und Paulus“ und „Christus und Josef“ für die beiden Seitenaltäre. Die Madonna mit Kind krönt den linken Teil der Nordwand des Langhauses.
Die Reliefs sind in Terranuova-Technik gearbeitet, sind herb und eindrucksvoll. Vom selben Meister stammen die sieben in Terrakotta gearbeiteten Tafeln mit den Kreuzwegstationen Christi.
Schließlich ist noch auf die Tabernakeltüren hinzuweisen, die der Benediktinerbruder Bernward Schmid aus Seckau in sehr geschmackvoller Weise geformt hat. Die Standkreuze auf den Altären wie die Kerzenleuchter stammen aus der Goldschmiedewerkstätte Globasser in Wien.
So gibt die Kunst der beiden Architekten O. Linder (Stuttgart) und Aem. Tranquillini (Innsbruck), des Malers und Bildhauers alles, was die Würdigkeit der eucharistischen Feier – die ja nicht nur das Zentrum des Priesterlebens, sonder auch eines jeden Priesteramtskandidaten ist – fördern kann.
(Der Text basiert auf dem Artikel „Die Kapelle im Innsbrucker Priesterseminar“ von Prof. DDr. Ekkart Sauser)